von gumic » 23.11.2020, 11:23
Checkliste und Kaufberatung aus dem WIKI:
Wegen der Garantie zum Händler?
Seit der Reform des BGB 2002 hat der private Käufer gegenüber dem gewerblichen Anbieter grundsätzlich den Anspruch auf dessen Sachmängelhaftung. Einfach gesagt, haftet der gewerbliche Anbieter (das kann z.B. auch ein Pizza-Bringdienst sein, dem das Motorrad gehörte!) zwei Jahre lang für die Sachmängelfreiheit des Fahrzeugs. Er kann bei gebrauchten Fahrzeugen (oder anderen Waren) die Frist aber auf ein Jahr begrenzen. Ein Ausschluss dieser „Sachmängelhaftung“ ist sehr schwer durchsetzbar und führt oft dazu, dass wegen der Unwirksamkeit der Verkäufer die vollen zwei Jahre haftet statt, wie erhofft, gar nicht. Entdeckt der Käufer einen Mangel, geht man in den ersten sechs Monaten davon aus, dass dieser schon beim Kauf vorhanden war. Andernfalls müsste der Verkäufer das Gegenteil beweisen. Nach sechs Monaten gibt es die Beweislastumkehr: nun müsste der Käufer beweisen, dass der Mangel schon beim Kauf existierte. Das ist zumindest mit vertretbarem Aufwand kaum möglich. In der Praxis ist darum die Sachmängelhaftung des Händlers nur im ersten halben Jahr von Bedeutung. Viele Händler bieten dem Kunden eine „Gebrauchtgarantie“ an. Diese ist immer unabhängig von der Sachmängelhaftung. In der Regel wird sie durch eine Garantiegesellschaft, z.B. eine Versicherung, angeboten. Im Gegensatz zur gesetzlichen Sachmängelhaftung ist der Umfang frei verhandelbar. Nicht wenige Gesellschaften staffeln den Kostenersatz nach Kilometern, so dass z.B. bei mehr als 50.000 km nur noch 70% ersetzt werden, oder schließen ganze Baugruppen (z.B. Elektronik) ganz aus. Ebenso häufig hängt die Garantieleistung davon ab, regelmäßige (teure) Inspektionen beim Händler durchführen zu lassen -und der muss dabei noch teure Wunderadditive verwenden. Dafür ist die Garantiezeit meist länger als die sechs Monate, die man beim Händler „auf der sicheren Seite“ ist. Generell kann man sich aussuchen, welche der beiden Möglichkeiten -Sachmängelhaftung oder Garantie- man in Anspruch nehmen will. Bei teureren Schäden sollte man sich u.U. vorab beraten lassen, da die falsche Entscheidung Verluste bedeutet.
Der Privatanbieter verkauft dagegen fast immer „unter Ausschluss der Gewährleistung“. Platzt der Motor nach 100 Kilometern, haben wir Pech gehabt: „man steckt nicht drin“, behauptet der Verkäufer. Wirklich? Nun, wenn der Verkäufer vom klopfenden Geräusch aus dem Motor weiß, muss er darauf hinweisen. Ansonsten verschweigt er „arglistig“ und haftet trotz Ausschluss. Gleiches gilt für frühere Unfallschäden oder den falschen Tachostand. Nur beweisen muss man es können. Das fällt beim Ersthand-Motorrad leichter als bei „Everybodys Darling“ aus fünfter Hand. Hat man einen seriösen Ersthand-Verkäufer vor sich, kann der Kauf sicherer sein als beim Gebrauchthändler, der sich darauf herausreden könnte, nichts von der bösen Vorgeschichte gewusst zu haben. Billiger ist es von Privat ohnehin, da die Gewinnspanne, die Betriebskosten und die Rücklagen für die Sachmängelhaftung entfallen. Zumindest sollte der Händler die Mehrkosten dadurch rechtfertigen, dass er eine nicht nur halbherzige Inspektion vor dem Verkauf durchführt.
Gebrauchtcheck
Okay, quietschend öffnet sich das Garagentor. Jetzt wollen wir sehen: ein Motorrad ohne Sturzspuren, mit Originallack (oder einer guten Begründung, warum es keinen hat) und in dem am Telefon angekündigten Zustand. Wer am Telefon sagte „wie neu“ und dann ein Motorrad „au weia“ vorführt, hat entweder keine Ahnung oder hofft (schlimmer), dass wir keine haben.
Checkliste optisch:
Sturzspuren an Lenker, Hebeln, Instrumenten, Auspuff, Motorseitendeckeln/Sturzbügeln oder Lackteilen? Besonders auf verbogene, ein- oder gar abgerissene Lenkanschläge des Rahmens achten, dies sind bereits TÜV-relevante Mängel und nicht legal instandzusetzen! Weitere Rahmenschäden sind dann ebenfalls wahrscheinlich.
Kunststoffteile (besonders Seitendeckel und Tankblenden) eingerissen oder Befestigungen abgebrochen?
Ölverlust an Motor (sehr selten) oder Gabel?
Reifenzustand (Profiltiefe mindestens 1,6 mm), Alter anhand der DOT-Nummer ermitteln, z.B. DOT2602 = 26. Woche 2002. Achtung: Dreistellige DOT-Nummern wie 269 stammen aus dem vorletzten Jahrzehnt, in diesem Fall 26. Woche 1999!
Kette vom Kettenrad abheben: ist das mehr als eine halbe Zahnhöhe möglich oder sind die Zähne spitz angeschliffen, muss der Kettensatz für EUR 100,- plus Montage neu. Die Kette sollte rostfrei, gefettet und leicht beweglich sein.
Chromteile picklig? Wir prüfen Scheinwerfer, Stoßdämpfer und (am wichtigsten!) Gabelstandrohre auf Rostpickel. Gabelstandrohre müssen 100%ig glatt sein, sonst werden die Dichtringe beim Einfedern beschädigt!).
Motor mit Lackschäden? Hier erkennt man Winter- und Schlechtwetterbetrieb. Nicht schlimm, aber hässlich.
Der vordere Motorhaltebolzen frisst gerne in den Leichtmetallaugen des Motors. Auf Rost und angebrochene Motorhalter untersuchen.
Auspuffanlage: die Krümmer sind fast immer, der Auspuff nur gelegentlich rostig. Schönheitsfehler. Krümmerunterseite auf Beulen untersuchen, oberes Krümmerende auf Durchrostungen und Risse.
Tank innen rostig? Mit Taschenlampe (und niemals offenem Feuer!) prüfen. Rost setzt den Vergaser zu! Tanksanierung kostet 200 EUR plus Vergasersanierung -Finger weg!
Sitzbank rissig?
Gummiteile rissig?
Nach Abnehmen von Seitendeckeln und evtl. Scheinwerfereinsatz: Elektrik ohne Veränderungen (Pannenquelle!)?
Zum Abschluss: stimmt die eingetragene Fahrgestellnummer, ist die tatsächliche Leistung und das verbaute Zubehör eingetragen bzw. eine ABE vorhanden? Hat das Motorrad eine gültige Haupt- und damit auch Abgasuntersuchung?
Beim Kauf von Privat: ist der Verkäufer auch laut Papieren der augeblickliche Halter -oder ist es ein Hobbyhändler, der angeblich „für einen Freund“ verkauft?
Checkliste technisch:
Seilzüge leichtgängig (kosten rund 30 Euro/Stück)?
Schlösser funktionsfähig (auch zentrales Lenkschloss) und gleichschließend?
Batterie geladen, Anlasser dreht kraftvoll (Wenn nicht: Batterie kostet ~30 Euro)?
Anlasser spurt ohne Geräusche ein und aus?
Motor springt innerhalb von fünf Sekunden an (warm: ohne Choke, kalt: mit Choke)?
Motor dreht nach Anspringen rund und zumindest bei gezogener Kupplung ohne Nebengeräusche? Bei kaltem Motor sind im Leerlauf oft deutlich Geräusche der eingerückten Kupplung hörbar -ein Schönheitsfehler.
Bei frühen PC26-Modellen gab es gelegentlich defekte Steuerkettenspanner. Selbstaustausch ist zu Materialpreisen um 75 Euro möglich, der Schaden äußert sich durch Rasseln der Kette.
Getriebe gut schaltbar (darf wegen der Ölbadkupplung beim Einlegen des ersten Gangs aus dem Leerlauf ein Geräusch machen)?
Beschleunigung ohne Verschlucken (bei kaltem Motor nicht zu hoch drehen, da das Öl noch nicht voll schmierfähig ist)?
Bremswirkung vorn/hinten in Ordnung, keine Geräusche beim Bremsen? Hebel kehren in Ausgangsposition zurück? Bremse löst nach Betätigung wieder? Bremsscheiben ohne Riefen?
Licht und Hupe sowie Killschalter in Ordnung? Die Lenkerschalter neigen im Alter zu Kontaktproblemen. Nicht schlimm, Kontaktspray hilft in den meisten Fällen.
Okay -jetzt wird es ernst.
Was kostet die CB500?
Je nach Alter, Laufleistung und Zustand beginnen die Preise bei rund 800 Euro. Dafür gibt es allerdings nur CBs, deren einziges Betriebsgeräusch „Spiel mir das Lied vom Tod“ ist. Fahrfertige CBs kosten ab etwa 1200 Euro; richtig gute in jedem Fall über 1500 Euro. Topexemplare der letzten Baujahre mit sehr niedrigem Kilometerstand liegen bei etwas über 2000 Euro. Bei rund 2500 Euro ist die absolute Obergrenze erreicht. Eine Übersicht tatsächlich bezahlter Preise ist hier zu finden.
Welches Zubehör ist dabei?
Weiter oben erwähnte ich Scheiben für die CB500. Ebenso beliebt sind Gepäckträger, Kofferträger, Topcase und Koffer. Je nach Qualität kosten Gepäcklösungen für die CB zwischen 150 und 500 Euro neu. Bei Kofferträgern müssen die hinteren Blinker weit nach hinten oder oben versetzt werden, was nicht schön aussieht. Mehrere Hersteller bieten immerhin Gepäck- und Kofferträger an, die man unabhängig voneinander montieren kann. Wer den Koffer-Stauraum braucht, hat keine Wahl, allenfalls ein Topcase oder ein Magnet-Tankrucksack taugt als Alternative für Wochenendtrips. Weit verbreitet sind Sturzbügel. Besonders bei Einsteigern sinnvoll, schützen sie den Motor und manches mehr bei leichten Umfallern. Größere Stürze können durch die Bügel aber noch verschlimmert werden, da die Stöße den Rahmen punktuell treffen. So war ein Rahmenbruch nach zahllosen Stürzen auf den Bügel der einzige Schaden, den die Redakteure der französischen Moto Revue während eines 150.000 km-Dauertests feststellten. Das trifft besonders auf Zweipunkt-Sturzbügel wie die Originale von Honda zu. Besser sind die an drei Punkten befestigten Sturzbügel wie die von Five Stars, die selbst bei gröberen Stürzen gut schützen. Wer es sportlich mag, begeistert sich für eine der vielen angebotenen Auspuffanlagen, zum Beispiel von LeoVince, sowie kleinere Spiegel und Blinker.
Fazit
Ob Einsteiger oder Wiedereinsteiger: die CB500 ist mit ihren bis zu 58 PS ein Modell, dass den Spagat zwischen Einsteiger- und Mittelklasse beherrscht und dank etwas Abstand zur magischen 200 kg-Grenze auch alten Hasen und Häsinnen Spaß bereitet. Wer über das etwas biedere Styling hinwegsieht, bekommt ein Motorrad, das nicht nur wegen des Spritverbrauchs (4-6 Liter) und der Versicherungsprämien sehr wirtschaftlich zu fahren ist. Die Ersatzteilpreise liegen neu auf Japantypisch hohem Niveau, relativieren sich aber durch das üppige Angebot billiger Gebrauchtteile. Ganze Motoren kosten selten mehr als 400 Euro, eine Sitzbank ist schon für 40 Euro zu bekommen. Auch der Wartungsaufwand ist dank 12.000 km-Intervallen überschaubar. Aus der Reihe fällt das aufwändige Einstellen der Ventile, für das die Nockenwellen ausgebaut werden müssen -die Kontrolle erfolgt alle 24.000 km. Auch zu zweit sitzt man bequem auf der CB500, solange der Passagier kein Gardemaß erreicht. Mitbewerbern hat die CB ihre gute Verarbeitungsqualität (ausgenommen Chromteile) und den mit 58 PS agilen Motor voraus. Stufenführerscheinbesitzer finden kaum ein Motorrad, das so preiswert zu drosseln und entdrosseln ist. Wiedereinsteiger schätzen die Handlichkeit und den ausreichend starken Motor. Und Kurzbeinige freuen sich über 780 mm Sitzhöhe und Wespentaille, die die CB ab rund 1,65 Größe beherrschbar machen: Schließlich möchte nicht jeder Kurzbeinige automatisch Chopper fahren. Übrigens gibt es kürzere Federbeine zum Tieferlegen, z.B. von Hagon, um noch ein paar Zentimeter zu „gewinnen“. So umgebaut, ist ein sicheres Fahren ab etwa 1,55 Körpergröße möglich.
Viel Erfolg bei der Suche nach „Deiner“ CB500!
Text aus dem WIKI vom "Schrauberpapst" FLYINGBRICK
Zuletzt geändert von
gumic am 23.11.2020, 19:06, insgesamt 1-mal geändert.