
Oma ist, wie an anderer Stelle beschrieben, eine 1995er CB500 PC26 in "G142 tasmania green", und sie gehörte die letzten 16 Jahre einer Frau aus dem Nachbarort. Davor gab es vier weitere Besitzer, alles Männer, und von Schenefeld bei Pinneberg über Seevetal, Tostedt und Schneverdingen wurde die CB langsam immer weiter südlich zugelassen. Vorläufiger Höhepunkt war Garbsen bei Hannover, wo Annika, die letzte Besitzerin, wohnte. Sie kaufte sie 2009 mit 29.301 km und legte bis heute gut 15000 der insgesamt 44.792 km zurück. Nicht immer lief alles glatt dabei, vergangene TÜV-Berichte begannen meist mit "EM-erhebliche Mängel" und erst die Nachprüfung war jeweils erfolgreich. Alte Reifen, undichte Gabel und, zuletzt, auch noch Ärger wegen der nicht eingetragenen Reifenfabrikate.
Dazu kamen Probleme, den Leerlauf zu stabilisieren zwischen "dreht hoch" und "geht aus". Ein letztes Mal also wurde sie im Mai dem TÜV vorgeführt und -fiel wieder durch. Die TÜV-Gebühr samt Nachprüfung und Austragen der Reifenfabrikatsbindung summierten sich auf stolze 250 Euro und man beschloss, die CB zu verkaufen. Dazu beigetragen hat sicher, dass inzwischen eine zweite CB im Haus stand. Jens, Annikas Papa, schraubt sonst nur an seiner CB750K und bekam den Leerlauf nicht in den Griff. Dass die CB so über den TÜV ging, ist erstaunlich, denn vom rumpeligen Lauf abgesehen, lässt sich der Bremshebel bis zum Lenker ziehen. Aber wer braucht schon Bremsen; Hauptsache, die Reifenfabrikate stimmen...
Am Rande: der Prüfer, ein Diplom-Ingenieur mit Fachhochschulreife, hat der CB500 auch noch eine Erstzulassung von 2004 attestiert, sie als "Motorrad mit Leistungsbeschränkung" eingetragen (stimmt nicht, sie hat 50 PS) und auch gar nicht mitbekommen, dass die montierten Bridgestone BT45 als einzige Reifen nachträglich vom Fahrzeughersteller Honda homologiert sind und ohne Eintragung gefahren werden dürfen. Elender Praktikant des Praktikanten!

Und da komme ich ins Spiel. 30 Jahre ist die Oma nun alt, und es wird Zeit, dass sich mal jemand ihrer annimmt und sie für oder gegen den TÜV mal wieder auf Hochglanz bringt, ihre Leiden kuriert und zeigt, dass eine Oma noch lange nicht aufs Abstellgleis gehört. Ziel ist ein technisch wie optisch guter Originalzustand mit stabilem Lauf, Bremsen, die niemanden umbringen und der Beweis, dass man auch für wenig Geld CB fahren kann. Und zwar keine mit Rollator und Thrombosestrümpfen, sondern eine, mit der man Pferde stehlen (und zum Forentreffen fahren) kann.
Hier also gibt es künftig Neues von der Oma. Aber schaut erst mal, wie es ihr heute geht.