sb500 » Mi 13.Apr, 2022 hat geschrieben:Kann auch bei vollem Tank Rost entstehen oder war der schon?
Ich habe übrigens sehr gute Erfahrung gemacht beim Überwintern mit Shell V Power (oder Aral 102) volltanken und Bactofin hinzufügen und einfach abstellen. Ist sofort angesprungen und lief genau wie vor der Winterpause.
Ja, obwohl das möglichst randvolle Tanken nach wie vor die erste Wahl ist und Deine Methode mit Bactofin und Super Plus (egal, von wem) sicher das Optimum darstellt.
Bactofin bzw. Wagner als Hersteller hat auf deren Webseite schon einiges dazu geschrieben. Kurz zusammengefasst ist die Beimischung von Bioethanol Fluch und Segen zugleich. Schon immer waren geringe Mengen Wasser im Benzin, die bei der Lagerung entstanden sind. Früher waren Wasser und Benzin nicht vermischbar, es bildeten sich winzige Tröpfchen im Benzin, die sich an der tiefsten Stelle beim Benzinhahn sammelten und auch schon mal vor einer Düse dafür sorgten, dass der Motor ins Stottern kam. Fuhr man länger nicht, konnte an den punktförmigen Stellen, an denen der Tropfen im Tank war, deutlicher Rost entstehen. Ich hatte damals an einer CB50 (nicht 500) sogar nadelfeine Durchrostungen am Tankboden. Manche haben früher Spiritus in das Benzin gemischt, denn das sorgte dafür, dass das Wasser sich mit dem Benzin vermischt und mit verbrannt wird (schlagt mich, ich bin kein Chemiker).
Ethanol, also Alkohol, tut genau das. Es bindet das Wasser an sich und sorgt bei denen, die regelmäßig fahren, tatsächlich für einen rostfreien Tank, weil die Wasserreste mit verbrennen. Blöd nur, dass Ethanol hygroskopisch ist und (ähnlich wie bei der Bremsflüssigkeit) Wasser aus der Umgebungsluft anzieht. Und damit haben Wenigfahrer, deren Tankfüllung teils jahrelang hält oder bestenfalls nur mal ein bisschen aufgefüllt wird, ein Problem. Wenn das Motorrad lange abgestellt wird, zieht das Benzin u.a. über die Tankbelüftung immer mehr Wasser an. Zunächst hält das Ethanol es in der Schwebe, aber mit steigendem Wasseranteil kommt der Zeitpunkt, an dem sich richtig schön flächig Rost im Tank ausbreitet. Dazu kommt, dass das Benzin viel schneller als früher seine gute Zündwilligkeit verliert. Man geht von einer "Lagerungsfähigkeit" im Bereich einiger Monate aus. Ab da sinkt die Qualität sehr schnell. Hier kommt der Vorteil des Super Plus ins Spiel, das von vornherein zündwilliger ist und darum auch länger gelagert werden kann. Wenn Du heute einen mit E-irgendwas gefüllten Tank nach zwei, drei Jahren öffnest, stinkt der Sprit erbärmlich.
Wagner hat die Bildung von Bakterien besser erklärt als ich das könnte. Ich weiß nur, dass Probleme mit Tankrost massiv zugenommen haben. Gerade an der CB ein böses Problem. Erstens, weil die Tanksanierung hier viel schwieriger ist als bei anderen Modellen, weil die Tankbelüftung leicht verstopft. Andererseits, weil die CB bei Fahranfängern so beliebt ist und es so gut wie keine guten Tanks mehr gibt. Alle verbeult und zerschunden. Es lohnt also der Aufwand, seinen Tank mit allem, was geht, gegen Rost zu schützen (und mit Sturzbügeln usw. vor Umkippschäden).
Durch Volltanken sinkt erstens der nicht benetzte Teil des Tanks, zweitens bleibt wenig Raum für die Umgebungsluft und deren Luftfeuchtigkeit. Es ist darum immer noch erste Wahl (wenn man von wenig praktikablen Sachen wie völligem Entleeren und Konservieren absieht). Und tut euch den Gefallen, mindestens zwei Tankfüllungen im Jahr zu verfahren, um den alten Sprit irgendwann durch neuen zu ersetzen. Schluck Bactofin in den langen Standzeiten dazu, und alles ist schön. Mein 1995er Tank ist wie neu und das soll auch so bleiben.