
Wozu den unverwüstlichen CB Motor als Ersatzteil besorgen, dazu noch in einer halsbrecherischen Samstagnachmittag-ohne-Nebel Aktion?

‣ Nun, zum Ersten entsprach der aufgerufene Verkaufspreis in etwa dem, was mein Geldbeutel so hergibt: Er war wirklich ausgesprochen billig.
‣ Zum 2. machte er auf dem Anzeigenfoto erstmal einen vertrauenserweckenden Eindruck, hat angeblich nicht viel gelaufen und er war in halbwegs sinnvoll erreichbarer Nähe.
‣ Drittens läuft mein derzeitiger Motor zwar nach wie vor quasi einwandfrei, aber eben nur "quasi":
– Die Ventilspielkorrektur ist lange überfällig, und da wo ich am ganzen Moped schrauben kann, weht permanent Nordseewatt herein...
– Wie bereits erwähnt, wurde mein hässliches Entlein mit Strassenkötercharme von mindestens einem ihrer Vorbesitzer übel misshandelt, und vom letzten definitiv nicht gepflegt. Vermutlich war er auch der Folterknecht. (angesengelter Kotflügel vorn, Öl in schwarz-metallic und das Getriebe wurde wohl auch nicht geschont: Gelegentlich springt mal ein Gang heraus oder man findet einen Leerlauf da, wo gar keiner hingehört...)
– Der Getriebeausgangswellendichtring schwitzt auch schon ein wenig...
kurz: Aus Gründen.

Jetzt habe ich den Klumpen hier in der Wohnküche stehen, und würde ihm gern erstmal gründlich auf den Zahn fühlen, bevor ich die Wahnsinnsaktion des Motortauschs angehe.
Ich habe natürlich mal die Kerzen rausgedreht: Beide etwas Ölfeucht, nur noch eine verblasste Erinnerung an eine ehemals gesunde Bräune ist zu erahnen –> der Verkäufer gab an, die Brennräume seinerzeit mal beim Einmotten mit WD40 geflutet zu haben...

In die Zylinder geluschert (Endoskop hab ich leider nicht zur hand): sieht normal aus, etwas Kruste ist auf den Kolben, aber beide Seiten schön gleichmäßig.

Alle vier Auslassventile zeigen am Schaft ein wirklich sehr hübsches Rehbraun.

Motor dreht, Widerstand fühlt sich ok an, Getriebe schaltet alle Gänge, und dreht sich leicht.

Der Primärtrieb knurrt schon recht auffällig laut, aber das ist ja normal so, da geradverzahnt? Daher rührt ja auch das elende, charakteristische Gewimmer im Stand und der U-Bahn Sound beim beschleunigen. Oder nicht?

Die Krümmerstehbolzen liessen sich gut lösen, nur einer hat leise angemerkt, dass er durchaus ganz dankbar ist, mal wieder bewegt zu werden.

Die Dichtungen sehen soweit alle super aus, überall eine schön gleichmäßige, feine, lindgrüne linie.

Nur die Ventildeckeldichtung macht mich stutzig: Ich denke mal, transparentes Silikon wurde da von Werk aus eher nicht verwendet?
Auch die Zentrale Deckelschraube im linken Seitendeckel deutet darauf hin, dass da schon mal jemand mit eher ungeeigneten Mitteln dran war: die 10ner Inbus-Aufnahme ist schon ein wenig aufgeweitet. Ein durchaus recht hochwertiger 10er Inbus-Bit dreht sich erst so 10 - 15° in der Schraube, bevor die Kraft auf das Deckelchen übertragen wird. Danach ist er "schön" fest in der Aufnahme verklemmt.

Vermutlich war man am Ventiltrieb also schon mal bei. Im idealfall wurde die vorschriftsmäßige erste Ventilspielkontrolle durchgeführt, eventuell ist sogar die Korrektur schon geschehen...

Das werde ich in den nächsten Tagen mal mit Muße erforschen.
Die Kupplung scheint zu kleben, aber ich denke dass ist nach 2 - 3 Jahren im Regal auch normal und erledigt sich wahrscheinlichl bei der ersten Fahrt von selbst...?

Ansonsten konnte ich keinerlei offensichtliche Schäden feststellen, nichts ist gebrochen oder so. Nur ein paar oberflächliche Lackschäden und hier und da ein wenig Alukorrosion.

Was kann ich noch so alles sinnvol prüfen, ohne den Klotz spalten zu müssen?
