Die undichte Vergaserdichtung

Die undichte Vergaserdichtung

Beitragvon Broxe » 23.10.2024, 23:31

Moin Leute,
Bei meiner CB ist die Vergaserbatterie irgendwo undicht geworden. Also einmal Reparatursatz bestellt (Keyster KH-1472) und den Vergaser zerlegt, gut gereinigt (inkl. Ultraschallbad und Schwimmerventilsitz aufpolieren) und jetzt will ich alles wieder mit neuen Dichtungen zusammen bauen. War wohl auch dringend nötig, bei dem Zustand der alten Dichtungen wundere ich mich ernsthaft, dass die Vergaser nicht schon früher Windeln gebraucht haben. Nun bin ich bei diesem Projekt an die Grenzen meines Wissens gekommen, denn die Membranen machen mir Sorgen - Unter anderem, weil ich die Funktionsweise der Vergaser nicht komplett begreife. Bei meinen alten Mofas waren die einfacher aufgebauten Vergaser nie ein Problem, aber mit der Membran übersteigt die Konstruktion noch mein Vorstellungsvermögen.
Konkret hätte ich drei Fragen:
1. Irgendwie muss doch ein Unterdruck in die Kammer über die Membran kommen, der den Schieber hoch zieht, oder? Kommt dieser Unterdruck aus dem Raum, den die Schlaufe der Membran einschließt? Wenn ja: Wieso ist da kein besserer Übergang zwischen der Schlaufe und der Kammer? Der Vergaserdeckel hat da eine viereckige Aussparung (siehe Anhang), aber da kann doch nie im Leben schnell genug Luft durchströmen? Und wenn da keine Luft durchströmen soll: Wieso ist da eine Aussparung im Vergaserdeckel?
2. Die Schlaufen an den Vergasermembranen sind bei meinen schon ganz leicht rissig und so ganz perfekt sitzen die Membranen selbst auch nicht mehr. Da neue Membranen entweder unbezahlbar oder Noname-Chinaprodukte sind würde ich die Alten mit Motordichtmasse einschmieren und dann einsetzen. Habe bei verschiedenen Projekten an Motoren schon sehr gute Erfahrungen mit der grauen von dph gemacht. Das Zeug hält auch in Kontakt zu heißem Motoröl ewig. Ist das ein zielführendes Vorgehen oder gehe ich hier in Richtung "Des Pfuschers treuer Schutzpatron: Der Heilige Sankt Silikon"?
3. Da Bilder mehr sagen als tausend Worte: Es geht um Position 2 in diesem Bild (links, der Einsatz im Schieber). Da sitzt ein O-Ring, der im Reparatursatz nicht mit dabei war. Durch die halbwegs kleeblattförmige Aussparung im Schieber kann da eh keine Dichtfläche sein. Ich hab noch einen ganzen Haufen an O-Ringen, die ein ganz kleines bisschen größer sind als der Originale. Ich gehe mal davon aus, dass dieser Ring eher den Einsatz (also Position 10) halten soll anstatt irgendwas abzudichten. Dann würde ich einen Neuen aus meinem Bestand nehmen, der den Einsatz wunderbar hält bevor ich auf der Suche nach dem genau perfekt passenden verrückt werde. Und wo wir grade dabei sind: Kommt durch diese "Undichtigkeit" etwa der Unterdruck, der die Membran hoch zieht?

Vielen Dank im Voraus!

MfG, Eike
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Vergaserdeckel Aussparung.jpg
Zuletzt geändert von Broxe am 24.10.2024, 13:25, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Die undichte Vergaserdichtung

Beitragvon KarlMeiDrobbe » 24.10.2024, 12:19

Falls ich das richtig verstehe, ist das schon so, dass das die Unterdruckbohrung ist.

Hier unten in der "Schlaufe" die eine Seite:

Bild

Und hier oben rechts im Ansaugkanal ist die andere Seite zu erahnen:

Bild

Offenbar reicht der Durchgang aus, ich habe jedenfals schon beobachtet, dass der Schieber bei niedrigen Drehzahlen im Ansaugtakt auf und ab hüpft, der Druckausgleich scheint relativ zügig vonstatten zu gehen.

Ich meine auch mich zu erinnern, dass ich mal irgendwo gelesen oder gehört hätte, dass diese Bohrung zu Tuningzwecken bearbeitet wird. Aber auch gut möglich, dass das meiner Fantasie entspringt... :kratz:

zu Ohrringen und Silikon kann ich nicht viel sagen.

O-Ringe sollten vielleicht Benzinfest sein, und Silikon ist in jedem Fall möglichst sparsam einzusetzen, aber das liegt ja beides auf der Hand...
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Re: Die undichte Vergaserdichtung

Beitragvon Broxe » 24.10.2024, 12:52

Moin Karl,
Da bin ich mir nicht sicher ganz sicher. Es gibt für den Luftaustausch eine Verbindung am unteren Ende des Schiebers und ggf. noch eine oben in dieser Schlaufe. Bei der Verbindung in der Schlaufe bin ich mir nicht sicher, ob das dicht sein soll oder ob da ein Durchlass stattfinden soll. Für den Durchlass spricht, dass es da diese Aussparung im Deckel gibt und die Kaltstarteinrichtung (deren Kolben ja direkt darunter sitzen) irgendwie auf die Schieber wirken muss. Gegen den Durchlass spricht, dass die Aussparung im Deckel winzig ist und die Membran sie eigentlich abdichten müsste.
Wenn man tunen will, dann würde ich eher davon ausgehen, dass man die Löcher am unteren Ende des Schiebers aufbohrt. Aber da Strömungsmechanik echt nicht mein Fachgebiet ist, ist das nur ne Vermutung.

Da hab ich mich wohl uneindeutig ausgedrückt. Ich wollte mit dem Zahlen 1 bis 3 ausdrücken, dass ich drei verschiedene Fragen habe, die alle mit der Membran zu tun haben. Die Dichtmasse (also nicht Silikon im klassischen Sinne) will ich an den Rand der Membran und an die Schlaufe schmieren damit sie gegen den Korpus des Vergasers und den Deckel abdichtet. Der O-Ring sitzt unten im Einsatz des Schiebers. Ich glaube, das sind zwei getrennte Probleme. Sicher bin ich mir aber nicht.
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Re: Die undichte Vergaserdichtung

Beitragvon KarlMeiDrobbe » 24.10.2024, 13:35

Ich glaube schon, dass der Durchgang an der "Schlaufenbohrung" durchaus gegeben ist: Motorseitig der Drosselklappe durch die Bohrung, dann durch den kleinen Hohlraum im Vergasergehäuse unter der Schlaufe der Membran, dann durch die Schlaufe der Membran hindurch, in den Kanal im Deckel, und durch das viereckige Loch. Da die Bohrung Motorseitig der Drosselklappe sitzt, müsste sie den Schieber auch bei geschlossener Drosselklappe heben ... :kratz: ... Eventuell wird so zur Kaltstartanreicherung die Nadel aus der Hauptdüse gehoben?

Die Löcher im Schieber hingegen wären nur dem Unterdruck ausgesetzt, wenn die Drosselklappe öffnet. Also hast Du vielleicht vollkommen recht, dass die imBetrieb hauptsächlich den Schieber heben... :kratz:

Na, vielleicht meldet sich noch ein wissender.
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Re: Die undichte Vergaserdichtung

Beitragvon Broxe » 31.10.2024, 23:43

Da mich das Thema nicht loslässt, hab ich mal nachgemessen: Diese viereckige Aussparung überdeckt die Schlaufe genau gar nicht. Aus jüngeren Jahren kenne ich noch Leute, die sich mit der Herstellung von Plastikteilen beschäftigen und siehe da: Das ist ne Maßnahme gegen zu hohe Materialschwindung während der Herstellung. Wenn ein halbwegs dünnes Plastikteil an einer Stelle zu dick ist, zieht sich diese Stelle beim Abkühlen stärker zusammen und verzieht damit das ganze Bauteil. Wahrscheinlich ist das hier nur zu spät aufgefallen und man hat an der Stelle einfach die bestehende Gussform leicht aufgefüllt. Die Erklärung scheint mir jedenfalls schlüssig.
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Re: Die undichte Vergaserdichtung

Beitragvon KarlMeiDrobbe » 01.11.2024, 14:03

Also nicht so? :kratz:

Bild

(rot: Membranauflagefläche/ -schlaufe, grün: Chokenadel, blau: Luftweg)

Posting automatisch zusammengeführt: 01.11.2024, 14:02

Broxe » 31.10.2024, 23:43 hat geschrieben:Wahrscheinlich ist das hier nur zu spät aufgefallen und man hat an der Stelle einfach die bestehende Gussform leicht aufgefüllt.


Honda ist für eine ausgesprochen perfektionistische Produktion bekannt.
Zuletzt geändert von KarlMeiDrobbe am 01.11.2024, 14:03, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Die undichte Vergaserdichtung

Beitragvon Fahrer » 03.11.2024, 11:52

Nein, nicht so. In der Kammer über der Membran herrscht keinerlei Unterdruck. Sie ist doch über den Nebenluftfilter mit der Außenluft verbunden. Der Schieber wird meiner Meinung nach nur mit der nackten Gewalt der Ansaugluft beiseite oder wie hier, nach oben verschoben. Die Membran ist da, damit die Ansaugluft nicht nach oben "verschwindet", sondern "ihre Arbeit" macht.
Der Durchlass in der "Schlaufe" ist für den Startkolben. In der Warmlaufphase braucht man ein fetteres Gemisch. Das heißt hier, daß der gleichen Krafstoffmenge weniger Luft zugeführt wird. Man kann aber nicht einfach den Schieber weniger aufmachen, weil ja dann die Kraftstoffnadel weniger hoch kommt und auch weniger Kraftstoff zugeführt wird. Also muß zwischen Schieber und Motor wieder etwas Luft abgelassen werden, möglichst ohne die Kraftstoffmenge zu beeinflussen. Dazu dient der Kolben der Starteinrichtung.
So verstehe ich diese Funktion, lasse mich aber korrigieren.
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Re: Die undichte Vergaserdichtung

Beitragvon KarlMeiDrobbe » 03.11.2024, 12:13

Die Verbindung zur Aussenluft ist unter der Membran, über der Membran herrscht Unterdruck, so wird der Schieber dann ja auch gehoben. wäre es anders herum, würde der Schieber bei zunehmendem Unterdruck nach unten, also richtung "zu" gezogen.

zu sehen ist das hier:

Bild

Posting automatisch zusammengeführt: 03.11.2024, 12:13

Ich glaube mittlerweile auch fest daran, dass die "Schlaufenbohrung" dem Kaltstart dient:

Im Normalzustand wird diese von der Chokenadel verschlossen, bei gezogenem Choke dann freigegeben, sodass der Unterdruck von der Motorseite der geschlossenen Drosselklappe den Schieber samt Hauptdüsennadel hochzieht. So wird die Hauptdüse geöffnet, obwohl die Drosselklappe den Luftstrom begrenzt.

Aber auch bei mir alles mit einem Fetten ? :kratz:
Zuletzt geändert von KarlMeiDrobbe am 03.11.2024, 12:13, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Die undichte Vergaserdichtung

Beitragvon Fahrer » 03.11.2024, 18:29

Diese Variante kommt mir plausibel vor.
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Re: Die undichte Vergaserdichtung

Beitragvon Broxe » 17.11.2024, 10:47

Wir hätten uns den gesamten Thread sparen können, wenn ich mal in den ganz tiefen Tiefen des Wikis geschaut hätte: https://www.cb500-wiki.de/doku.php?id=s ... tartsystem
Wieso ist der Artikel eigentlich noch in der Spielwiese, der könnte locker ins normale Wiki
Broxe
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Re: Die undichte Vergaserdichtung

Beitragvon KarlMeiDrobbe » 17.11.2024, 22:37

Vielen Dank fürs aufstöbern und verlinken dieses tollen Artikels!

Sehr erhellend.

Respekt und Dank für die Mühe auch an den Autor!

:winke0002: :up:
KarlMeiDrobbe
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