Wiederbelebte CB500S Wartung und Pflege

Wiederbelebte CB500S Wartung und Pflege

Beitragvon Gilbert » 23.09.2023, 02:51

Guten Abend allerseits,

Mein Name ist Gilbert und ich fahre seit 2011 eine schöne, schwarze CB500S aus 99. Die Maschine wurde zeitweise als Alleinfahrzeug genutzt und hat mittlerweile eine Laufleistung von knapp unter 68000 KM. Sie ist mit den Koffern von Hepco und Becker ausgestattet und trägt die MR Touringscheibe. Über die Jahre gab es einen Unfaller in meiner Hand (Vandalismus), einen leichten Sturz durch den Vorbesitzer (abgeschliffener Sturzbügel & verzogene Kofferträger), und einen Umfaller vor einer Woche (wieder leicht verzogener Kofferträger).

Ich kenne das Forum schon genauso lange wie ich CB500 fahre und habe es immer sehr für die vielen tollen Ratschläge und das wunderbare Wiki geschätzt. Ich weiß sehr gut wie viel Arbeit in diesen Websites steckt. Daher Vielen Dank dafür an jeden der das hier aufgebaut hat und es am Leben hält. Ich glaube auch, das ich früher bereits einen Account hier hatte. Allerdings habe ich weder die Emailadresse (kein Zugriff mehr) noch den Usernamen mehr im Kopf.

Folgende Geschichte.
Die CB500 war meinerseits von 2011-2020 immer in der örtlichen Honda Werkstatt für alle Tätigkeiten die anfielen, also in der Regel die vorgeschriebene Jahresdurchsicht und der übliche Wechsel von Verschleißteilen, sonst nichts. Die Maschine stand in der Regel von März bis November draußen, mit Plane geschützt, und die Wintermonate in einer Garage.
Von 2020 bis diesen August hatte ich sie eingemottet und stillgelegt(3,5 Jahre), weil ich beruflich nach Madrid umgezogen bin. Irgendwie fehlte mir das Motorrad aber nun doch und so wurde der Hobel im August bei besagter Honda werkstatt reaktiviert. Die Einlagerung hatte die Maschine gut überstanden. Es gab dank Knochentrockenem Lagerraum keinen zusätzlichen Rost ö.ä. Trotzdem mussten Gabelsimmerringe gemacht werden und der Vergaser gereinigt, neu abgedichtet und eingestellt werden, sodass dann mit neuen Reifen und den Kosten für Inspektion und HU einiges zusammenkam. Sei's drum, die Maschine lief wieder und ist zugelassen.

Da die Reaktivierung durch die Werkstatt doch mehr Zeit als gedacht in Anspruch nahm wurde die Maschine dann durch meinen Vater vor zwei Wochen erfolgreich nach Spanien überführt. Er ist passionierter Ganzjahresbiker und lies sich die Gelegenheit nicht nehmen. Die Überführung ging problemlos, bis auf die Tatsache das der Unterdruckschlauch zum Scottoiler auf der ersten Etappe aufgegeben hatte. Die Anschlusskappe des Kettenölers an dem T-Stück im Unterdruckschlauch war nach mehr als 10 Jahren abgefault. Der Motor zog Nebenluft und wurde zu heiß, was natürlich zeitgleich mit einem wegen defekter Sicherung außer Gefecht gesetztem Kühlerlüfter auftrat. Mir war es peinlich, da ich solche Probleme mit der Maschine in den Jahren davor nie hatte. Naja es fand sich eine überaus hilfreiche Werkstatt die das Problem richtig diagnostizierte und sogleich beheben konnte.

Es ging von da an bis auf einen unschönen Umfaller auf den linken Koffer (der Träger ist seitdem nur noch 1mm von der Heckverkleidung weg und reibt ab und zu :( ) problemlos und in gewohnt zuverlässiger Manier nach Spanien und seit letztem Wochenende steht das Eisen bei mir. Soweit so gut.

Bestandsaufnahme
Nun bin ich die Maschine die letzte Woche jeden Tag gefahren und habe mir alles genau angeschaut um ein wenig Bestandsaufnahme zu machen. Vorweg, die Maschine hat was Rost und Lackzustand angeht gerade im Bereich Krümmer, vorderer Rahmen, Motor und Getriebegehäuse, Kupplungsabdeckung, Kühler, Verkleidungsträger, etc. auch schon vor der Einlagerung Handlungsbedarf gehabt. Mangels Möglichkeit wurde das auf später verschoben.

Nun habe ich sie hier und 'später' ist eingetreten. Also ich glaube jetzt muss wirklich was gemacht werden.
Mein Problem ist jedoch, das ich obwohl handwerklich nicht unerfahren auf jedenfall kein KfZ Schrauber bin und ich, je genauer ich mir das Motorrad anschaue, immer stärker das Gefühl bekomme das ich die Maschine einmal komplett auseinandernehmen, Pflegen was zu pflegen ist, und wieder zusammenbauen muss um sie langfristig zu erhalten. Das übersteigt aber meine Möglichkeiten hier, da ich keine eigene Garage mit Werkstatt habe.
Das Motorrad steht zusammen mit unserem Auto in einer Gemeinschaftsgarage. Ich kann da kleinere Projekte machen wie Krümmer, Endtopf, Anbauteile, Verkleidung o.ä. aber nichts wirklich größeres. Platz für Lackierarbeiten lässt sich in Selbsthilfewerkstätten finden.

Hier sind die Bilder.
Zunächst Fotos rundrum direkt nach der Einlagerung.
cb500_links_klein.jpg
Frisch aus der Einlagerung, vor dem Werkstattbesuch

cb500_vorn_klein.jpg
Vorne

cb500_rechts_schwarz_klein.jpg
Rechts

cb500_hinten_klein.jpg
Hinten

cb500_cockpit_klein.jpg
Cockpit


Dann jetzt einmal der aktuelle Zustand, insbesondere die recht korrodierte Front.
cb500_front_klein.jpg
Spanien, Frontkorrosion Übersicht

cb500_kruemmer_klein.jpg
Detail Krümmer und Rahmenquerrohr

cb500_tauchrohre_klein.jpg
Tauchrohre, Kühler, Lenkkopf

cb500_Lueftersensor_klein.jpg
Stecker Lüftersensor und Kühler


Meine Fragen zur Korrosion
Das Teil welches am schlimmsten verrostet ist scheint das Querrohr was die beiden Rahmenschleifen verbindet zu sein. Dort blättert schon großflächig der Lack ab. Sonst habe ich direkt am Rahmen keinen gravierenden Rost gefunden. also keine Blasenbildung, kein abgeplatzter Lack. Allerdings schon viele leichte Roststellen. Vorne, siehe Bilder, mehr als Hinten. Im Heckbereich sieht alles ganz gut aus, abgesehen von den Blinkerhaltern am Kofferträger. Die rosten wie sonst etwas. Das Schwingenlager ist jedoch komplett rostfrei, soweit ich das beurteilen kann.
Ich glaube, das man das Querrohr vergleichsweise einfach ausbauen kann, aber es gibt natürlich Hürden wie festgegammelte Bolzen, etc. Am Ende ist mir besonders wichtig dem Rost im und am Rahmen und anderen Fahrwerksteilen Einhalt zu gebieten um noch größeren Schäden vorzubeugen und die Stabilität des Mopeds zu erhalten. Wenn es irgend geht wäre es gut wenn man das hinbekommt ohne das Moped komplett zu zerlegen, alles einzeln Lackieren zu lassen und dann wieder zusammenzuschrauben.

Die Krümmer
sehen glaube ich auch übel aus. Stabil sind sie aber soweit ich das beurteilen kann noch. Am schlimmsten ist der Rost an den Flanschen am Zylinderkopf. Diese sind dunkelrotbraun und fühlen sich sehr rau an. Die Schraubenköpfe andererseits sehen gut aus. Ich habe also Hoffnung das ich die Krümmer abnehmen könnte.
Ich bin mir nicht sicher, ob aufarbeiten in diesem Zustand noch möglich ist, oder ob man gleich auf einen Edelstahlkrümmer wechseln muss. An sich habe ich kein Problem auf Pflege mit Schwarzpaste o.ä. umzusteigen. Habe ich früher aus Unwissenheit nur nie gemacht. Den Krümmer von Delkovic kann man noch ordern soweit ich herausfinden konnte. Gerade die Flansche der aktuellen Krümmer machen mich aber unsicher. Ich würde die gerne ersetzen, aber die scheint man nicht einzeln nachkaufen zu können, oder ich habe sie noch nicht gefunden. Der Endtopf hat auch etwas Rost, aber nur wenig an den Schweißnähten. Den könnte man wohl denke ich aufarbeiten und wieder verbauen mit vermutlich mit neuer Dichtung...

Weiterhin könnt ihr auch sehen das der Lack am Motorgehäuse einschließlich der Rippen und Seitendeckel teilweise stark am abblättern ist. Da würde ich auch gerne Abhilfe schaffen.

Der Kühler, blättert links und rechts auch schön vor sich hin. Auch hier wäre Abhilfe schön und vielleicht leichter möglich, da die Demontage einfacher ist. Aber ich habe keine Ahnung von den Lacken die für solche Anwendungen sinnvoll sind.
Die Abdeckung vom Sensorstecker für den Lüfter ist auch hinüber / zerbröselt. Wisst ihr ob man dies Abdeckungen irgendwo beziehen kann? Mir schien das bei ZSF erstmal so, das man einen ganzen Lüfter kaufen müsste um diese Kappe zu ersetzen... Aber ich bin mir nicht sicher.

Die Tauchrohre scheinen mir ganz OK, haben allerdings leichte Flugroststellen oberhalb des Eintauchbereiches. Gibt es hier irgendwas das man tun kann um zu verhindern das nach und nach die Rohre schlechter werden? Ich habe die Rohre zum einmotten und nach dem Waschen immer mit ein bischen Öl eingerieben, aber vielleicht greift das auch die Gummis an?

Vergaser
Eine weitere Sache die mich doch etwas enttäuscht hat ist das die Schwimmerkammer des rechten Vergasers, oder eine Spritführung in der Nähe undicht zu sein scheint.
Es ist mir am Montag aufgefallen nachdem die Maschine die vollen 2400Km seit der Vergaserüberholung in der Werkstatt nach Spanien gerollt war.
cb500_Schwimmerkammer_rechts-1_klein.jpg
Schwimmerkammer rechts, Montag, nach Spanientour


der Grüne Belag ist Sprit mit etwas Dreck. Die linke Schwimmerkammer sieht aus wie beim Neuteil also furztrocken. Nach einer Reinigung im Ultraschallbad und neuen Dichtungen dachte ich auch, das das so sein sollte. Ich weiß aber nicht, ob der Vergaser vielleicht altersbedingt andere Schwachpunkte / Undichtigkeiten aufweisen kann. In der Werkstatt sagte man das alles in Ordnung sei und ich glaube den Leuten da prinzipiell. Ich wollte da morgen mal nachfragen wie die das so sehen. An sich hatte ich mich in dem Laden immer gut betreut gefühlt.

Nun ja in der irrigen Hoffnung das der Belag vielleicht von einem Fehler beim Tanken oder Vergasereinbau gekommen ist habe ich ihn gesäubert und nach etwa 80km Fahrt über mehrere Tage (Arbeitsweg) sah die rechte Schwimmerkammer heute so aus:
cb500_Schwimmerkammer_rechts-2_klein.jpg
Schwimmerkammer rechts, etwa 80km später


Also wieder mit Benzinfeuchte. Der linke Vergaser ist wie gehabt trocken. Ich vermute das das bedeutet das die Vergasereinheit ausgebaut, zerlegt, bei Bedarf gereinigt (sollte ja eigentlich gut sein, nach Ultraschallbad), neu abgedichtet, eingebaut, eingestellt und sychronisiert gehört...? Also der gleiche Service wie in Deutschland noch einmal zu machen ist.
Oder habt ihr eine Idee woher die Benzinfeuchtigkeit an der Schwimmerkammer sonst kommen kann? Vielleicht kann man auch erstmal damit Leben... Könnt ihr etwas dazu sagen? Ich weiß eben nicht wie schlimm das mit der Brandgefahr ist wenn das Motorrad wirklich heiß wird und man einen Benzinfilm außen am Vergaser hat. Andererseits ist es weit weg davon zu tropfen man muss mehr als 50km fahren damit man den Film wahrnehmen kann.

Zusammenfassung

Mich würde interessieren, was eure Gedanken zu der Situation mit dem Motorrad sind. Ich würde gerne alles an Rostkonservierung und Korrosionsschutz tun, was ich machen kann. Allerdings ist eine komplette Demontage und zum Beispiel Strahlen und Neulackieren von Motor und Rahmen eben leider nicht möglich, weil ich (zumindest noch) weder den Platz, noch das für Demontage und Remontage benötigte Werkzeug und Know how habe. Macht es eurer Meinung nach Sinn trotzdem zu tun was im eingebauten Zustand geht, oder ist es dafür schon zu schlimm?

Falls ja, wäre ich für jeden Rat, Vorschlag, Tipp zum Aufarbeiten und Korosionsschutz and Rahmen, Motor, Kühler, Krümmer, Endtopf, etc. sehr sehr dankbar.

Mir ist klar das das finanziell im Grundsatz (schon die Reaktivierung und Überführung nach Spanien) keinen Sinn macht, trotzdem sollen sich alle Kosten natürlich in einem finanziell erträglichen Rahmen bewegen, weswegen ich so wenig wie möglich Arbeiten an Werkstätten abgeben will. Außerdem möchte ich schon im Rahmen der Möglichkeiten schrauben. Auch um mehr über die Sache zu lernen. Vor allem aber mag ich dieses Motorrad und die CB500/S im Allgemeinen sehr gerne und würde sie gerne als Alltagsfahrzeug erhalten.

Ich danke dafür das ihr euch Zeit genommen habt den sehr langen Text bis hierhin zu lesen und bin gespannt auf eure Antworten.

Mit besten Grüßen,
Gilbert
Gilbert
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Re: Wiederbelebte CB500S Wartung und Pflege

Beitragvon sb500 » 23.09.2023, 16:08

Guten Tag Gilbert

herzlich Willkommen hier im Forum!

Ich würde mal probieren die Querstange zu reinigen (entfetten) und dann mit Presto Rostumwandler zu bepinseln. Das Zeug wandelt den Rost um und verwandelt ihn in eine schwarze Schicht, was ja farblich perfekt passen würde. Habe das schon öfter angewendet und damit gute Erfahrungen gemacht.

Ich glaube nicht, dass du den Vergaser komplett neu überarbeiten musst. Evtl muss der Schwimmerstand eingestellt werden oder nur eine neue Dichtung rein (gibts hier: https://www.woembi.de/Schwimmerkammerdi ... 00-1100-ua ), bin mir da aber auch nicht sicher und andere wissen sicher mehr. Gefahr besteht deswegen keine, würde ich sagen.

Die Krümmer kannst du mit Bindulin Ofenschwärze bearbeiten:

viewtopic.php?f=39&t=14992

Beste Grüße,

Sev
Zuletzt geändert von sb500 am 23.09.2023, 16:08, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Wiederbelebte CB500S Wartung und Pflege

Beitragvon Gilbert » 24.09.2023, 22:54

Hallo Sev,

vielen Dank für deine Antwort. Ich denke ich werde dann bei nächster Gelegenheit die Maschine reinigen und mich an die Arbeit machen. Muss man den Rostumwandler noch überlackieren oder kann man das dann so lassen?

Vorher werde ich mich mal schlau machen ob und wo ich die Sachen (Rostumwandler + Ofenschwärze) hier in Spanien bekomme. Sollte aber machbar sein. im Zweifelsfall bestelle ich das aus Deutschland.

Danke das du mich mit dem Vergaser beruhigst. Ich werde das weiter beobachten, aber ich denke zunächst konzentriere ich mich auf die anderen Sachen.
Beim Vergaser muss ich mir nochmal die Explosionszeichnungen angucken und verstehen wie der genau funktioniert.
Das mag eine ungeschickte Frage sein, aber kannst du erklären, warum die Einstellung des Schwimmerstandes dafür sorgen kann das der Vergaser etwas Benzin schwitzt?

Ich glaube es wird Zeit das ich mir Reparaturanleitungen, sowie das Werkstatthandbuch für die CB besorge.

Ich werde hier immer mal den Fortschritt des Projektes hochladen.
Viele Grüße, Gilbert
Gilbert
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Re: Wiederbelebte CB500S Wartung und Pflege

Beitragvon KarlMeiDrobbe » 25.09.2023, 11:22

Hallo Gilbert,

Rostumwandler, Korrosionsschutz – sowas ist irgendwie immer ein wenig "Glaubenskrieg"... Wenn man das "Korrosionsschutzforum" durchgelesen hat, ist man zwar um ein vielfaches besser informiert, aber DEN Weg zum dauerhaft rostfreien Fahrzeug findet man auch dort nicht.

Als erste Notmaßnahme, für alles was man gerade nicht ordentlich machen kann, eignet sich Fetten. (NICHT AM KRÜMMER! :shock: ) Mit handelsüblicher Ölmalfarbe kann man recht dauerhaft provisorisch Pfuschen. Die trocknet aber sehr langsam und ist nur bedingt bewitterungs- und kratzfest.

was Rostumwandler angeht, habe ich recht beeindruckende Erfahrung mit diesen milchweißen mitteln gemacht, welche beim Kontakt mit Rost zunächst blau und dann schwarz werden. Kenne ich von "Würth" und "Hammerit", möglich daß der "Presto" auch son Zeux ist.

allerdings habe ich auch die Erfahrung gemacht, daß bei stärkerer Korrosion nur die oberste schicht "umgewandelt" und stabilisiert wird. irgendwann kann dann die schwarze Kruste abplatzen und es ist erneut rostiges Metall den Elementen ausgesetzt. Daher macht meist Abschleifen schon Sinn.

Ob dann nach dem Abschleifen der rostumwandler noch sinnvoll ist, ist dann wieder Glaubensfrage. Auf jeden Fall aber benötigt man für blankes metall (mit eventuellem Porenrestrost) eine wirksame Rostschutzgrundierung:

– Entweder vielleicht dünn Rostumwandler und dann eine "harte" Versiegelung mittels Menninge oder gängigen moderne Epoxy-Korrosionsschutz-Grundierungen,
– möglicherweise auch "kaltzinkfarbe" oder "Eisenglimmerlack" oder ähnliches auf blankes Metall (mit restrost fragwürdig, auf rostumwandler wohl eher sinnarm)
– oder mittels "weichen" "penetrierenden" Mixturen, wie das "1k-Penetriermittel" von "militärlacke" oder auch "Brantho-korrux3in1" oder ähnlich funktionierende.

diese sind der Ölfarbe ähnlich: Sie trocknen langsam, kriechen dabei tief in den Rost, entziehen freien Sauerstoff zur eigenen Polymerisation und bilden dann eine schützende Versiegelung. Anders als Ölfarbe sind diese Mittel aber recht dauerhaft, mechanisch einigermaßen widerstandsfähig, sind teilweise als Endbeschichtung tauglich und können nach längerer trocknung auch bedingt überlackiert werden.

Preiswert, unkompliziert machbar und gut brauchbar dauerhaft wäre:

so gut es geht abschmirgeln und entfetten, eventuell (je nach Paranoia/Glaubensrichtung) noch Rostumwandler, dann mit Brantho 3in1 einpinseln – fertig.
Natürlich nicht am Krümmer! Da hilft entrosten, notfalls mittels zitronensäure und drahtbürste, dann entweder elektropuzzi oder zunächst der 1000grad Hitzefeste Lack für Ofenrohre. Wenn der dann schwächelt, hift wieder Elektropuzzi...

Und Vorsicht: "Hammerit" und artverwandte funktionieren am Gartenzaun, nicht jedoch an Fahrzeugen! durch die Verwindungen reißen die glasharten Beschichtungen und platzen ab.

Die Rahmenrohre dürfen von innen, soweit zugänglich, mit einschlägigen Holraumkonservierern behandelt werden, das ist aber schon fast etwas übertrieben und eigentlich nur bei seltenem alteisen einigermaßen "Preis-Wert". zudem sollte man bedenken, daß die wirksameren, langzeitkriechenden Mittel, insbesondere in spanischer Sommerhitze auch gern aus allen Ritzen kriechen und tropfen, und so unter den Hinterreifen gelangen könnten...

Festgegammelte Bolzen und schrauben sind eine wahre Plage und erfordern mitunter viel Erfahrung und Gefühlvolle Gewalt. Oft hilft einsprühen mit kriechöl, ggf. widerholt über mehrere Tage. Beim Lösen immer nur ein bisschen los, und dann wieder ein wenig zurück drehen, ggf zwischendurch nachkriechölen, kann helfen die Spannungen abzubauen und ist manchmal absolut notwendig um ein Abreissen zu vermeiden. Vorsichtige, aber ernstgemeinte Hammerschläge können manchmal Wunder bewirken. Ebenso die gezielt und umsichtig dosierte Zufuhr von Wärme.

Ein Abgerissenes Gewinde ist meist, ohne gute Werkstattausrüstung, mindestens eine äußerst aufwändige und nervenaufreibende Angelegenheit, mitunter auch der mal der Todestoß für ein Projekt... mit guter Ausrüstung ist ausbohren und neuschneiden oder Gewindeeinsatz einsetzen immerhin noch mindestens relativ lästig. Vorsicht ist also durchaus angebracht. Aber vermutlich erzähle ich damit hier gerade niemandem etwas neues...

Zum Vergaser: solange sich der Benzinverlust in den von Dir beschriebenen Dimensionen hält, sehe ich da keine unmittelbare Gefahr, da die brennbaren Bestandteile im Benzin flüchtig sind. Man sollte das aber natürlich mindestens gut im Auge behalten, wenns schlimmer wird, wirds irgendwann auch riskant. Je stärker der Geruch, desto größer die Gefahr.

Die Schwimmerkammerdichtung funktioniert nur auf planen, sauberen Dichtflächen. Oft hat man da Werkzeugkratzer, gern auch mal Dichtmassenreste oder einfach etwas Dreck. Möglicherweise ist die auch beim montieren minimal verrutscht, die sitzt da etwas lose in ihrer "nut"
der O.Ring der Spritzuleitung ist dann der zweite Verdächtige, die werden gern im alter porös, sollten aber ja beim Service mit ultraschallbad ausgetauscht worden sein...

Viel Erfolg und frohes Schaffen!
Ben
Zuletzt geändert von KarlMeiDrobbe am 25.09.2023, 11:22, insgesamt 3-mal geändert.
KarlMeiDrobbe
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Re: Wiederbelebte CB500S Wartung und Pflege

Beitragvon Gilbert » 27.09.2023, 17:00

Hallo Ben,

Vielen Dank für die ausführlichen Erläuterungen zum Korrosionsschutz das hilft mir schonmal sehr viel weiter. Auch das Hammerite nicht funktioniert... Das war früher in der Tat unsere Allzweckwafe bei den genannten Gartenzäunen, etc.
Ich werde mich da nochmal eingehender mit den Produkten beschäftigen die du genannt hast.
Ein Abgerissenes Gewinde ist meist, ohne gute Werkstattausrüstung, mindestens eine äußerst aufwändige und nervenaufreibende Angelegenheit, mitunter auch der mal der Todestoß für ein Projekt... mit guter Ausrüstung ist ausbohren und neuschneiden oder Gewindeeinsatz einsetzen immerhin noch mindestens relativ lästig. Vorsicht ist also durchaus angebracht. Aber vermutlich erzähle ich damit hier gerade niemandem etwas neues...


Danke für die Warnung. Ich bin tendenziell eher ein vorsichtiger Kollege, aber klar, wie heißt es so schön, "nach fest kommt ab". Falls nötig wäre WD40 wäre estmal mein erster Versuch zum anlösen. Ich hoffe das ich um den Rest, also Hammerschläge und Wärme herumkomme. In jedem Fall werde ich vorsichtig sein.

Zum Vergaser: solange sich der Benzinverlust in den von Dir beschriebenen Dimensionen hält, sehe ich da keine unmittelbare Gefahr, da die brennbaren Bestandteile im Benzin flüchtig sind. Man sollte das aber natürlich mindestens gut im Auge behalten, wenns schlimmer wird, wirds irgendwann auch riskant. Je stärker der Geruch, desto größer die Gefahr.


In der Tat habe ich nach ein paar weiteren Fahrten das Gefühl, das es mehr wird, also schneller leckt. ich denke das ist nun doch das Erste womit ich mich beschäftigen muss.

Leider bin ich spontan beruflich mehr eingebunden als der Plan war, also muss ich das Projekt ein bischen schieben. Ich melde mich aber sobald es Fortschritte gibt.

Bis bald,
Gilbert
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