Ein Tag im Leben der Beate B.

Hier könnt ihr Spammen. (Beiträge werden nicht mitgezählt.)

Re: Ein Tag im Leben der Beate B.

Beitragvon Fortinbras » 13.09.2018, 10:44

Also mehr Alemania oriental?
Fortinbras
Stammuser
 
Benutzeravatar
 

Re: Ein Tag im Leben der Beate B.

Beitragvon Supertyp » 13.09.2018, 12:34

Morgens im Deutschlandfunk gibt es nie Stücke mit Gesang! Zwischen den 80 Prozent Wortbeiträgen wäre das einfach zu viel. Dafür kommen schöne Instrumentalstücke leider ohne Hinweis zu deren Herkunft.
Supertyp
Stammuser
 
Benutzeravatar
 

Re: Ein Tag im Leben der Beate B.

Beitragvon chaosracer » 13.09.2018, 16:22

Das ist meistens so, war heute eben aber anders und ärgerte mich. Kurz zuvor erklang eine Rede des neuen Ami-Kaspers (D.T.). Danach wollte ich nichts mehr Englisches hören. Aber es ist mir ohnehin zu viel Englisch im Radio. Das ist ja schlimmer als eine Ohrspülung in unserem Land.
Sonst gefällt mir eigentlich fast alles in Deutschland.
chaosracer
Stammuser
 
Benutzeravatar
 

Re: Ein Tag im Leben der Beate B.

Beitragvon Supertyp » 13.09.2018, 18:32

Also alles supi hier, aber wenn im Deutschlandfunk Mal englischsprachige Musik kommt regst du dich auf? Welche Drogen nimmst du? Oder ist das schon Symptom von etwas Anderem? :kratz:
Zuletzt geändert von Supertyp am 13.09.2018, 18:32, insgesamt 1-mal geändert.
Supertyp
Stammuser
 
Benutzeravatar
 

Re: Ein Tag im Leben der Beate B.

Beitragvon chaosracer » 13.09.2018, 22:03

Ich befinde mich häufig in anderen Ländern. Dagegen ist unser Land eine Oase, vor allem politisch.
Und ich rege mich auf, dass ich/wir praktisch nur diese Schnulzen hören müssen.
chaosracer
Stammuser
 
Benutzeravatar
 

Re: Ein Tag im Leben der Beate B.

Beitragvon chaosracer » 13.04.2019, 22:08

-ohne Worte-

Bild
chaosracer
Stammuser
 
Benutzeravatar
 

Re: Ein Tag im Leben der Beate B.

Beitragvon RPM5000 » 14.04.2019, 10:03

Glückwünsche :) :up:
RPM5000
cb-500.de User
 
Benutzeravatar
 

Re: Ein Tag im Leben der Beate B.

Beitragvon Oldschool » 14.04.2019, 11:14

Hallo Reiner,
euch Beiden alles Gute und Zufriedenheit

Gruß Guido
Oldschool
cb-500.de User
 
Benutzeravatar
 

Re: Ein Tag im Leben der Beate B.

Beitragvon Froschuwe » 14.04.2019, 20:33

Hallo Reiner,

die herzlichsten Glückwünsche, für die gemeinsame Zukunst die besten Wünsche. :up: :up:
Froschuwe
cb-500.de User
 
Benutzeravatar
 

Re: Ein Tag im Leben der Beate B.

Beitragvon chaosracer » 14.04.2019, 21:44

Ich danke euch, Ihr Lieben! Nun bin auch ich unter der Haube - es wurde langsam Zeit, finde ich.

Und: bisher habe ich es nicht bereut - die drei Tage waren prima... :P
chaosracer
Stammuser
 
Benutzeravatar
 

Re: Ein Tag im Leben der Beate B.

Beitragvon Fortinbras » 25.04.2019, 20:31

Hallo Reiner,

herzlichen Glückwunsch und alles Gute. Lass dich nicht ärgern - und ärgere sie nicht ;)


Viele Grüße
Fortinbras
Fortinbras
Stammuser
 
Benutzeravatar
 

Re: Ein Tag im Leben der Beate B.

Beitragvon chaosracer » 23.10.2019, 17:33

Wie das so manchmal ist in diesem Leben, tauchen oft unerwartet Probleme auf. Selbst bei mir kommt dieses bisweilen vor; wegen meiner häufigen Umzüge und meiner nicht sehr konventionellen Art vielleicht sogar öfter.
Womöglich glaube auch ich das nur, ebenso wir viele andere, aber wir wissen ja: Worte sind nur Meinungen.

Da freute ich mich wie ein Kind über den neuen, recht gut bezahlten Job im dicht bewaldeten und auch recht menschenleeren Brandenburg. Anfangs musste ich für zwei Wohnungen die Mieten entrichten. Probezeit, Anfangsgehalt...gut, das Motorrad stand nur vor der Tür.
Auf der Arbeit kamen Schwierigkeiten, die ich recht gut meisterte. Nicht immer fand dies die Anerkennung gewisser Vorgesetzter, wohl aber die meiner Kollegen. Einiger zumindest, denn in dieser hier schon speziellen Gegend sind Arbeitsplätze nicht gerade dicht gesät, was dazu führt, dass viele sich strikt an die Vorgaben auch nicht gerade kompetenter Abteilungsleiter halten um schlicht nicht aufzufallen. Das war hier eben schon immer so…

Das Gehalt wurde besser, unsere Erstwohnung in Leipzig habe ich teilweise untervermietet und plötzlich gefiel mir auch mein Kontostand. Bedingt durch äußere Umstände aber, oftmals auch durch zu forsches Auftreten – immer mit dem Ziel Geschäftliches zu verbessern – wurde ich hier nicht glücklich. Vielen, auch den lange Ansässigen, Autochthonen oder Einheimischen und den gut bezahlten Zugewanderten geht das oft ähnlich.
Wer meint, hier gäbe es nur Deppen und Rechte der irrt völlig. Von beiden Gruppen kann man zwar einige Exemplare finden, diese sind aber naturbedingt harmlos oder wenigstens leicht zu handhaben. Die Mehrzahl der Menschen hier ist äußerst hilfsbereit und froh, jemandem von außen zu begegnen.
Brandenburg, das ist eines der größten deutschen Bundesländer; flächenmäßig. Von den 2,5 Mio Einwohner wohnen 1,5 Mio rund um Berlin. „Speckgürtel“ nennt man das hier. Der Rest verteilt sich auf das ganze, große Bundesland: Eine Million auf der Fläche von NRW.

Nimmt man in meiner Heimat Hessen (Südhessen) das Motorrad, sollte man selbst am Sonntag auf die Uhr schauen. Es kann leicht passieren, dass man irgendwo im Stau steht. Das gibt es hier nicht. An der Niederlausitz schmücken Seen, Rehe, Wälder und Dörfer die Landschaft, nicht Industriegebiete.
So ist der Mensch hier auch eher ein stillerer Vertreter seiner Gattung. Manchmal öffnet sich eine Tür in unserem doch recht großen Unternehmen und ein Geschäftsführer stellt den anwesenden Herren den Eintretenden mit den Worten vor: „Und das ist Reiner“. (Namen wurde aus gewissen Gründen geändert.)
Dieser neue Herr Pfeifer, der ist nicht von hier. Nicht nur das. Er ist auch nicht wie Einer von hier. HIER ist unser Reiner auch nie, arbeitet er doch für uns im Ausland. „Ausland“, das ist für viele in unserem Land ein Land, in dem die Menschen kein Deutsch können aber gerne deutsches Geld verdienen wollen. Deutsche Gehälter und Kultur sind Spitzenreiter weltweit, so denken sie. Leider benehmen sie sich auch entsprechend. Schön wäre es ja, wenn die doch eigentlich nette Mitarbeiterin der Auslandsfilialen endlich ihr Deutsch verbessere, damit auch der Chef die Mails unübersetzt lesen kann. Denn dass wir Polnisch oder Kroatisch lernen, können die ja wohl nicht verlangen. In Spanien müssen die sich eben unser schlechtes Englisch anhören wenn sie unser Geld wollen. Ja, so ist das eben mit dem Ausland.
Wenn mich dann der Auslandsmann oder die Auslandsfrau fragt, was mit den Deutschen denn los sei, dann muss ich eben dies etwas erklären. Dann rede ich von der Gründerzeit, unserer Demographie und Geschichte, unserem Wertesystem.
Jedoch hörte ich Menschen sagen, die davon sprachen, einen zu kennen, der gesagt haben soll, so viel „Fremdwissen“ , das Wissen über andere Kulturen also, sei störend, irrelevant oder schlicht nicht nötig. Da sollen DIE sich plötzlich anpassen, kaufen oder verkaufen, wieder nach Hause fahren.
All das sind ja nur Gedanken. Meine.
Meine Frau ist Russin, meine Freunde Polen, Spanier, Guatemalteken, Russen, uva.

So gehören diese Gedanken auch diesen Menschen.

Bisweilen führen diese Dinge eben bei mir dazu, dass ich so gar nicht mehr gerne lebe und das merkt auch OTTO. Mein Otto steht hier im sicheren Brandenburg und langweilt sich genau wie ich. Das im Frühjahr gewechselte Öl ist kaum an die Schmierstellen getreten. Die neuen Bremsbeläge wurden einmal warm aber kaum heiß.

Ich dachte bereits an eine Veräußerung dieser schönen Maschine.

Nun aber ergab es sich, dass nicht nur gestern wieder mal die Sonne schien; auch traf ich am Vortag einen lieben, ebenfalls zweiradmotorisierten Bekannten. Ihn befördert bisweilen eine Yamaha mit vier Zylindern.
„Machen wir morgen eine Tour?“ „Ja, können wir machen“, war die Antwort. Um 15:00 Uhr ging es endlich los. Otto wurde unruhig wie ein Hund, der nach einer Woche wieder Gassi geht.
Zuerst stotterte der Motor auch nach der Befüllung der beiden leeren Vergaser. Dann wurde der Motor warm, die neuen Reifen bekamen wieder Haftung, der Fahrer ein Gefühl für die Handhabung, es ging los: die CB 500 in ROT, mit Michas Vollverkleidungsunterteil und Wilbers Dämpfern lief zur Höchstform auf und brachte damit ihrem Fahrer sein Glücksgefühl zurück, wie es eigentlich nur einer neuen Liebe gelingt.

Otto bleibt hier und Reiner fährt wieder!

Ende
chaosracer
Stammuser
 
Benutzeravatar
 

Re: Ein Tag im Leben der Beate B.

Beitragvon krautteich » 23.10.2019, 18:40

Hallo Reiner,

ich bin jetzt etwas verwirrt, bist Du schon wieder umgezogen oder ist es noch Finsterwalde?
Speckgürtel nennt man das eigentlich um jede Großstadt. Ansonsten schön geschrieben und sogar autochthon richtig :-)
krautteich
Stammuser
 
Benutzeravatar
 

Re: Ein Tag im Leben der Beate B.

Beitragvon chaosracer » 23.10.2019, 18:51

Finsterwalde ist richtig - zeitweise wenigstens. Dann Leipzig oder auch manchmal Hessen. Slowakei, PL, manchmal E oder CZ darf ich von Zeit zu Zeit bereisen. Manchmal fühle ich mit dabei wie so ein Krake, der überall Blumen gießen und Staub saugen muss. Weißt Du, Udo, in Fiwa (so heißt das hier) oder Finsterwalde habe ich klasse Nachbarn und auch eine schöne, kleine Wohnung für mich und meine Frau. Aber bereits beim Einzug sagte ich meiner Nachbarin, dass ich wohl nach zwei Jahren wieder umziehen würde. So kommt es wohl auch, denn so ist das bereits seit einer ganzen Weile. Demnächst wird das wohl das schöne Polen werden. Was wohl ganz anders wird, als bei den vorigen Malen: ich kann mir das selbst aussuchen! Ich freue mich schon...

Danke für das Kompliment, lieber Udo!
chaosracer
Stammuser
 
Benutzeravatar
 

Re: Ein Tag im Leben der Beate B.

Beitragvon chaosracer » 25.10.2019, 15:07

Und passend zum Wochenende noch ein kurzes Zitat.

Alle Kunst ist zugleich Oberfläche und Symbol.

Wer unter die Oberfläche dringt, der tut es auf eigene Gefahr.

Wer dem Symbol nachgeht, der tut es auf eigene Gefahr.

In Wahrheit spiegelt die Kunst den Betrachter und nicht das Leben.


Oscar Wilde
chaosracer
Stammuser
 
Benutzeravatar
 

Kleiner Reisebericht: oder wie man Zuckerwatte in Polen verk

Beitragvon chaosracer » 21.03.2020, 22:53

Ich habe gerade eine Firma gegründet, die, momentan nur, spanische Produkte in Polen, Sk und Cz anbietet - und umgekehrt, also polnische in den anderen Ländern. In Polen ist der Maschinenbau mittlerweile recht gut entwickelt, die können sehr gut international mithalten.
Gerade am Freitag dem 13. bin ich von PL zurück gekommen, wo ich eine Woche lang meine hübschen Maschinchen in polnischer Sprache anbot: Kaltakquise brutal.
Weil ich im menschenleeren Brandenburg keine Polen kenne und es auch in Leipzig fast keine gibt, war ich natürlich etwas aus der Übung. Eine einzig Polin, die ich vielleicht vor einem Jahr hier in einer Kneipe traf, konnte ihre Sprache schlechter als ich; es war allerdings auch kein Mensch der liest.
Zielona Góra (..hieß mal Grünberg) liegt zweihundert Kilometer von meinem derzeitigen Wohnort entfernt. Dort mietete ich für eine Woche ein Apartment über Airbnb.

Nun, liebe Leser, beginnt die Geschichte.

Gerüstet mit vierhundert frisch gedruckten Katalogen und nur 250 Visitenkarten der neugegründeten Fabria GmbH reiste ich in meinem gebrauchten Renault Megane Kombi vergangenen Samstag in das schöne, westlich gelegene Städtchen Zielona Góra.
Zuvor deckte ich mich in Żary mit Lebensmitteln ein. Das Salz war vergriffen, ich nahm den letzten und leider offenen Beutel, den ich zusammen mit Wurst, Käse und anderem auf das Band legte. Es dauerte ein Weilchen bis die noch unerfahrene Kassiererin meinen Einkauf bearbeitete. Nicht wenig, was ich auf dem Band platziert hatte, doch die kleine, gut verpackte Wurst, die zuallererst lag wollte und wollte nicht vom Scanner verpiept werden. Nach längerer Kommunikation mit der nachbarlich arbeitenden Kollegin tippte die für deutsche Verhältnisse sehr freundliche Dame den Code manuell ein, was dazu führte, dass das arme Würstchen nun drei mal verarbeitet wurde. Nachdem ich mittlerweile meinen gesamten Einkauf in einer dafür von meinem im Dezember in Spanien verbrachten Geschäftsreise mitgeführten riesigen Stoffbeutel verstaut hatte, warteten sämtlich Kunden meiner Schlange genau wie ich und die jetzt sehr nervöse Kassiererin auf die Marktleitung, um endlich die Wurst zweimal von meinem Kassenzettel zu verbannen; denn drei minus zwei macht eins.
Alle entschuldigten sich, auch ich im Namen der Wurst, wonach ich wieder mein Auto bestieg. Mich hatte das Warten nicht gestört, ich war ja wieder in meinem geliebten Polen.

Das Apartment kannte ich bereits, der Zugangscode war mir übermittelt worden. So wanderte der Inhalt meines Finsterwalder Kühlschrank inklusive der aus spanischer Tüte entnommenen polnischen Neuzugänge in den meines einwöchigen Domizils. Nach dreimaligem Treppensteigen hingen auch die Hemden wieder an den Haken.

Noch schien die Sonne, Krzysztof war bereits informiert, wir gingen ein wenig spazieren. Weil Krzysztof nicht trinkt und mir auch viel zu viel und viel zu gut Deutsch und Spanisch sprach, dazu noch früh nach Hause wollte, ging ich noch etwas alleine aus. In einer Bar, in der plötzlich jeder Englisch redete, standen amerikanische Offiziere, die frisch aus Afghanistan angekommen waren. Mit einem asiatisch aussehenden Oberst, einem Spross des Korea-Krieges, referierte ich ein wenig über den Unsinn von Kriegen. Dieser stimmte opportunistisch zu. Auch verließ er mit ein paar anderen bald das Lokal. Der Hauptmann, der seine vielen Geldscheine nicht zu verbergen vermochte, lockerte dafür seine Zunge umso mehr. „Niemand will Kriege“, war einer seiner Sätze. „Aber alle machen sie“, dachte ich. Auch er wusste, wann er nicht weiterdrinken sollte. Er ging noch gerade zu Fuß. Ich rauchte im Freien. Seinen dummen Leutnant hatte ich zuvor mit einem einfachen Trick derart beeindruckt, dass dieser mein wirklich leichtes Kunststück mit seinem Handy aufnahm, mit welchem er es sicherlich irgendwo verewigte. Derlei kommentierten wir auf Polnisch mit einem ortsansässigen Mitarbeiter der „Einheit des Friedens Afgan“ lachend. Auch dieser merkte an, er habe sich bereits zuvor Kenntnis über die geistige Vitalität des noch jungen Offiziers verschaffen können. Letzterer stammte aus einem nördlichen Bundesstaat, in dem „Homosexuelle nun leider heiraten dürfen“, so seine Aussage; er fragte mich und andere nach einer Tabledancebar, wie es sie in Krakau oder Prag mittlerweile gibt.

In meiner ersten Nacht schlief ich gut. Sonntag Morgen bereitete ich noch einmal meine Kundenliste auf. Ich ging spazieren oder las ein wenig in Olga Tokarczuks „Bieguni“, die in Polen keiner verstehen würde, wie man mir später erklärte.
Am Abend kochte ich ein gegrilltes Hühnchen im Ofen, machte dazu Salat wie in Spanien, die Nudeln oder vor allem die Soße ähnelte eher der einer Freundin aus Brzesko.
Krzysztof kam wie angekündigt zu Besuch. Wir schafften nur die Hälfte. Auch verließ er mich bald wieder nach einem kurzen Spaziergang; die Bar war noch offen. Dort begrüßte mich ein recht offen wirkender Herr, der mich ständig umarmen wollte. Dabei wollte ich noch ganz dringend meine Haare vor dem ersten Friseurbesuch schneiden und fühlte mich so gar nicht hübsch.
Dieser äußerte lautstark, wie gut es sei, dass Polen keine Flüchtigen ins Land ließe, was bei den Anwesenden auf deutliche Ablehnung stieß. Nun betrat Sebastian das Lokal, 48 Jahre, Ingenieur.
Offensichtlich war das nicht sein erster Besuch einer solchen Örtlichkeit an diesem Abend, aber er setzte sich ausgerechnet an den freien linken Platz zu meiner Seite. Auch war er nicht langweilig, das konnte man schon sagen. Seine Großmutter war von Russen vergewaltigt worden, sein Ausweis deutsch und seine Ansichten preußisch. Ständig schimpfte die Oma über die Polen, über Polen an sich, er schimpfte, weil Schlesien nicht zu Deutschland gehörte. „Ein Volk, ein Land, ein Führer“, hörte ich tags drauf.
David, der Koch in einer „Osteria“ war, diskutierte mit mir über die nicht bewältigte Vergangenheit der Kaiserzeit in ehemaligen deutschen Kolonien derart lautstark, dass der ukrainische Kellner ihn maßregeln musste. Der zuvor erwähnte offen wirkende Herr hatte mich leider gefragt, ob ich Pole oder Deutscher sei. Weil zur beschriebenen Zeit aber weder Sebastian noch David sprachen, oder noch gar nicht anwesend waren, konnte jeder den Namen meines Herkunftslandes hören.
Nun hatte ich den Salat. „Polen sei aber auch nicht gerade ein Meister in Sachen Vergangenheitsbewältigung“, entgegnete ich. Der Angesprochene nickte, zahlte ein Bier, ich trank ein weiteres mit Sebastian, der Kellner schloss um Eins die Kneipe. Die drei Erwähnten wollten sich dann an der Tanke noch mit weiterem Geistlichen versorgen, was man anschließend im nahegelegen Park verköstigen konnte. Ich lehnte dankend ab denn die Nacht war kurz.
Ich schlief gut aber kurz. Darauf besuchte ich ein Kaffee mit leckerem Käsekuchen. Gegen zehn rief ich einen Herren an, der Kopien von meiner Schlüsselkarte erstellen konnte, laut einer Anzeige seiner Website. Mein Anruf schien ihn aufgeweckt zu haben, es war aber auch noch früh für einen Internethändler. Ich käme gegen 11-12 Uhr vorbei, meinte ich. „Okej, nie ma sprawy“ (..klar, kein Problem). Weil ich dann aber noch einige Schreibarbeiten erledigte kam ich erst gegen 14:00 Uhr in dem Dörfchen an. Das letzte Stück des Weges war nicht asphaltiert, voll einiger Schlaglöcher, fast wie die Darmstädter und Leipziger Straßen außerhalb der Innenstadt was mein frisch gewaschenes Fahrzeug jetzt in ein fesches schwarz-braun tauchte. Zwar hielt mein Navigationsgerät den Wald für das Ziel, der Schlüsselkopierer aber hatte vorsorglich seine Hausnummer groß geschrieben an einem Holzpfahl befestigt. Vor dem „Geschäftsgebäude“ saßen mehrere Katzen, ein paar ältere Fahrzeuge standen unrepariert in der Gegend, das Vorzimmer war mit Elektronik vollgestopft, das ein geschickt lötender Mann gerade reparierte. Das Haus aber hätte man wohl in manchen Ländern für unbewohnt gehalten. Ich hatte den Hausherren bereits bei der Ankunft mit einem Hupen begrüßt, im Vorzimmer angekommen begrüßte ich den konzentrierten Mitarbeiter. Da betrat auch bereits mein telefonischer Gesprächspartner den Raum; etwa zwei Meter groß, Jogginghose, Pullover, Badelatschen, Strümpfe: keine. Sichtlich noch etwas verschlafen besprachen wir das dann das Angebot. Identischer Schlüssel für zweihundertzwanzig Złoty, die billigere Variante zu achtzig. Mit „beide für 250?“, erfragte ich einen Rabatt für meine Großbestellung, was der konzentrierte Löter mit einem Lächeln quittierte. „Nie, trzysta“ (300)
Also beugte ich mich dem Preisdiktat. Ich zahlte also anstatt 250 € für einen Schlüssel siebzig für zwei. Na ja…
Die Arbeit wurde schnell und vorzüglich ausgeführt, der Bordcomputer mit modernstem Gerät umprogrammiert. Der Große Mann war überraschend schnell.
Ich gab dem Herren noch einen meiner Kataloge nicht ohne zu fragen, wo ich denn derartige Produkte losschlagen könne. Der Mann verschwand ein zweites Mal im Haus, aus welchem er mir einen Zettel mitbrachte. Ich hatte in der Zwischenzeit festgestellt, dass ich statt der benötigten dreihundert Złoty nur 280 bei mir trug. In der Hosentasche fand sich beinahe der Rest. Etwas peinlich berührt übergab ich die 298 Złoty.
Auf dem Zettel fand sich der Name einer Firma, eine der größten der Stadt, wie der Große meinte.

- Fortsetzung folgt -
Zuletzt geändert von chaosracer am 21.03.2020, 22:53, insgesamt 5-mal geändert.
chaosracer
Stammuser
 
Benutzeravatar
 

Re: Ein Tag im Leben der Beate B.

Beitragvon Maybach » 22.03.2020, 09:26

Bin gespannt auf die Fortsetzung!
Über die intellektuellen Fähigkeiten aäerikanischer Offiziere gäbe es auch noch vieles zu sagen, aber das machen wir separat oder persönlich.

Maybach
Maybach
Stammuser
 
Benutzeravatar
 

Re: Ein Tag im Leben der Beate B.

Beitragvon chaosracer » 22.03.2020, 16:56

....................................................................................
Sofort begab ich mich also auf den Weg. Hinter einer Schranke, die ein Pförtner bediente, befand sich ein großes Areal. Dort gab es viele Schlaglöcher aber auch viele, viele Hallen. Und eine Schweißschule. Geschlossen.
Aber mir kam ein Mann entgegen, der einen Schutzhelm trug. „Przepraszam”, wo kann ich denn hier eine Firma finden, die...“
Die Firma, an die mich mein Schlüsseldienst verwiesen hatte, produzierte jetzt woanders, erfuhr ich. Also erkundete ich das Areal. Sofort entdeckte ich fein gestapelt viele Stahlprofile. Nach etwas rufen oder Türen klopfen fand sich auch ein Angestellter. Er arbeitet dort offenbar alleine.
Auch hier war aber nur ein Lager. In einer LKW-Werkstatt traf ich dann den Chef derselben an. Nach einem etwa dreiminütigen Besuch ließ ich ihm einen Katalog und meine Visitenkarte, alles hatte ich extra auf Polnisch drucken lassen.
Schnell verließ ich das groß umzäunte Gebiet mit seinen vielen Hallen, den fahrenden Lkws um noch einen kleineren Produzenten zu besuchen.
Der aber war um 17:00 nicht mehr anwesend.
Von seinem Nachbarn konnte ich erfahren ob und dass er wirklich produzierte. Ihn merkte ich mir für den nächsten Tag vor.

Im Apartment zurück kochte ich etwas Leckeres und lud Krzysztof ein. Er kam mit Wein vorbei, wir redeten. Dann machten wir noch einen Verdauungsspaziergang bei dem er mir verschiedene Lokalitäten zeigte. Früh verabschiedeten wir uns. Ich betrat noch ein sehr kleines, gemütliches Lokal, wo sich gebildete Menschen an diesem Abend versammelt hatte. Beim Rauchen im Freien hörte ich einen Herren in etwa meinem Alter mit gewissem Akzent falsches Polnisch reden, was ihm die Anwesenden deutlich zu verzeihen schienen. Ich sprach ihn auf seine Herkunft an. Er war Engländer. Englischlehrer war er hier bereits seit sieben Jahren. Wie seltsam ist doch der Mensch. Er lebt davon, seine Sprache zu vermitteln, was er teuer bezahlt, indem er sich der Landessprache verweigert, was ihn in Polen recht einsam machen muss. Eine angloamerikanische Subkultur würde man in dieser Kleinstadt vergebens suchen müssen. Nun, er hatte sicher genügend Englisch sprechende Polen, die gerne ihre Kenntnisse bei ihm vertieften. Es war ansonsten ein gebildeter, netter Herr mit einer ebensolchen polnischen Begleitung. Auch die anderen Leute in diesem Lokal waren einfach überragende Vertreter ihrer Spezies. Ein jüngeres Paar, dessen männlicher Teil trotz nonverbalen Protestes seiner hübschen Partnerin keinen Alkohol mehr konsumieren wollte betrat den Raum. Wir unterhielten uns über dies und das. Am Ende wünschte mir der Mann viel Glück bei meinen geschäftlichen Begehren, worauf ich die Örtlichkeit wegen mangelndem Ausschank verließ. Ich hatte mich etwas spät den geistlichen Getränken zugewandt. Die meisten hatten ihr Fest wohl schon gefeiert, das Maß war erreicht, der Hahn geschlossen.
So begab ich mich noch etwas in die am Vorabend besuchte Örtlichkeit. Sebastian saß auf seinem Platz. Auch sprach er bereits, als hätte er diesen seit gestern nicht verlassen.
Statt der Toilette nutzte er lieber die nächste Straßenecke. Er ließ sich auch von mir nicht von solchem Tun abhalten.
Dafür erzählte er vom Ausgang der vergangen Nacht. Sein Begleiter, mit dem er am Vortag noch die letzten Runden im Hotel getrunken hatte, der keine Flüchtlinge mochte und doch so gerne Umarmungen vergab, hatte ihm in dessen Hotel seine wahre Zuneigung offenbart, indem er sich an Sebastians Hose vergriff, wonach der Erschrockene das Weite suchte. Zwar waren ihm dessen erotische Neigungen egal, was er mir glaubhaft versicherte, aber eben nicht seine Sache. Sebastian hatte darauf das Weite gesucht. Er verbrachte die Nacht oder bereits den Morgen in der Wohnung seiner Großmutter.
So vergingen etwa dreißig Minuten des Abends. Von einem Toilettengang zurück, stellte mir Sebastian seine neue Freundin „Asia“ vor, die mir zur Begrüßung die Hand entgegen streckte.
Auch ich begrüßte Asia mit einem Händedruck mit den Worten: „Cześć, jestem Franek” (Hallo, ich heiße Franek). Die Dame wirkte alles Andere als gewöhnlich in jener Lokalität.
Asia lächelte aber Sebastian verließ mit ihr alsbald die Kneipe. Sebastian hatte sich mit Hilfe der digitalen Welt offenbar eine Prostituierte in die Kneipe bestellt.
Ob seine Fähigkeiten das Maß seiner Triebeslust erreichten, weiß ich nicht. Mit ihm hatte Asia in dieser Nacht eher keinen ihrer besten Kunden. Ich wette, S. ist nach 10 Minuten eingeschlafen.
Um zu vermeiden, dass dem Leser hier ein falscher Eindruck entsteht: das Geschilderte ist auch im benachbarten Polen nicht üblich, könnte sich aber so auch in Köln ereignet haben.
An diesem Abend ging ich früher in meine Bleibe. Ich hatte noch einige Tipps bekommen, die ich in meine Kundenliste für den nächsten Tag einbaute.
Am Morgen kurz vor der Fahrt schaute ich nochmal nach, was denn eigentlich Baustahl und Edelstahl auf Polnisch heißen konnte. Ein Wirbelring, den meine Maschinchen verwenden, heißt zum Beispiel „Pierścień zawirowujący“, dagegen ist Edelstahl praktisch ein Witz.
Darauf besuchte zuallererst den Kunden, dessen verschlossen Türen ich noch einen Tag zuvor bewundern durfte. Nach einer kurzen Vorstellung beschrieb er mir seine Produktionsprozesse, ich beschrieb ihm meine Gerätschaften, wonach der Besuchte dankend Katalog und Visitenkarte entgegennahm, mit der Zusage, sich das in Ruhe genauer anzuschauen.
An diesem Tag besuchte ich zum ersten Mal gleich mehrere Firmen. Eine davon war eine AG mit mehreren Produktionshallen, riesigem Bürogebäude, Vorzimmerdame. Diese rief nach meinem Eintreten umgehend den zuständigen Ingenieur, welchem ich nicht übereifrig meine technischen Erzeugnisse in kurzen Worten darlegte. Er verwies mich auf Anfrage noch auf ein weiteres, nahegelegenes Unternehmen. Dort sagte man mir nur: „Zeitverschwendung, wir kaufen nix“.
Zurück in meiner einwöchigen Bleibe wollte ich mich eigentlich mit Krzysztof austauschen.
Er übte gerne sein Deutsch oder Spanisch mit mir, aber jetzt musste ich erst mein Polnisch wiederbeleben. So hörte ich Radio, trank Kaffee, Krzysztof verspätete sich. Dann kam eine Nachricht….

- Bald geht es weiter -
Zuletzt geändert von chaosracer am 22.03.2020, 16:56, insgesamt 1-mal geändert.
chaosracer
Stammuser
 
Benutzeravatar
 

Re: Ein Tag im Leben der Beate B.

Beitragvon MagdaCB500S » 22.03.2020, 22:26

Hey Reiner, du kannst echt lange Geschichten nicht nur erzählen sondern noch schreiben. Tja Polen ist eben ein lebendiges Land mit vielen sehr lebenshungrigen Menschen ;) Bin mal gespannt auf die Vortsetzung.
Übrigens, bei dem Buch "Bieguni", habe ich die erste 27 Seiten hinter mir, aber ich finde, dass es kein einfacher Stoff für eine Nacht ist. Es ist eher etwas komplizierte und mehrdeutige Geschichte mit menschliche Analyse die aus jedem Kapitel herausruft :roll:

Pozdrawiam
Magda
MagdaCB500S
cb-500.de User
 
Benutzeravatar
 

Re: Ein Tag im Leben der Beate B.

Beitragvon chaosracer » 22.03.2020, 23:07

Ich bin gespannt, wie weit ich komme mit dem Büchlein. Gut geschrieben ist es aber, auch wenn mein Polnisch dafür noch nicht reicht.

Pozdrawiam również
Zuletzt geändert von chaosracer am 22.03.2020, 23:07, insgesamt 1-mal geändert.
chaosracer
Stammuser
 
Benutzeravatar
 

VorherigeNächste

Zurück zu Spamthreads

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Google [Bot] und 33 Gäste